linndechir (
linndechir) wrote2009-09-05 02:14 am
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Gegenstück und Ergänzung 1/?
To my dear English-speaking readers: I usually write fanfiction in English, and exclusively in English. For some reason, when the idea of a Hellstrom/Stiglitz-fic appeared in my head, I started writing it in German. It wasn’t even a conscious choice, it just happened. Maybe because both characters are German. But, for your convenience (and my feedback), I translated this fic into English: Opposite and Complement, Part One
Titel: Gegenstück und Ergänzung 1/?
Autor:
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Fandom: Inglourious Basterds
Pairing: Dieter Hellstrom/Hugo Stiglitz
Rating: PG (in diesem Kapitel, das wird sich noch ändern)
Wortzahl: 1400
Zusammenfassung: Die Geschichte von Dieter Hellstrom und Hugo Stiglitz, zwei Kindheitsfreunden, die sich mehr liebten als alles andere auf der Welt, bevor Politik und Krieg sie entzweien konnten.
A/N: In English, because I’m too lazy to translate my own author’s note. Hellstrom/Stiglitz was begging to be written, after that whipping scene, but I wanted to write more than just torture-porn. I wanted, don’t hit me for this, I wanted to write a tragic, beautiful, profound love story. Yes, between two (ex-)Nazis, who hate each other in canon. So I came up with the idea that they were childhood friends, became lovers later, and eventually things turned really bad until they reached the state of affairs we see in the movie. How? That’s what I’m trying to explore in this story. The first chapter is pretty tame, but the fic itself will contain explicit, sometimes gentle, sometimes extremely violent slash.
The prison scene in this chapter is set in 1935. Hugo is in prison for some minor breach of regulations, not for the murders we see in the movie.
More A/N-babbling about uniforms and ranks at the end of the page.
"Lass es mich dir heute sagen, wie sehr ich dich liebe, wieviel du mir immer gewesen bist, wie reich du mein Leben gemacht hast. Mein Leben ist arm an Liebe gewesen, es hat mir am Besten gefehlt. Wenn ich trotzdem weiß, was Liebe ist, so ist es deinetwegen. Dich habe ich lieben können, dich allein unter den Menschen. Es bedeutet den Quell in einer Wüste, den blühenden Baum in einer Wildnis. Dir allein danke ich es, dass mein Herz nicht verdorrt ist, dass eine Stelle in mir blieb, die von der Gnade erreicht werden kann."
- aus Narziß und Goldmund, von Hermann Hesse
Eine sanfte Sommerbrise huschte über das knöchelhohe Gras, ein leises Rauschen in der Nachmittagsstille. Weiche Musik wie ein Nachtlied, gesummt nur, ohne Gesang, das friedliche Zusammenspiel mit dem unregelmäßigen Plätschern des Sees. Schwimmende Enten auf dem Wasser, offenbar die einzigen Kreaturen, die sich in der Sommerhitze noch regten, und selbst sie wirkten träge.
Ein kleines Paradies, wie aus Gedichten. Das Gras war grüner, als es im Hochsommer sein dürfte, der Himmel so blau, dass man sich im Traum wähnte, unschuldiges Blau durchbrochen von weißen Wölkchen, und die Luft schien trotz des Windes stillzustehen, schwül und heiß und doch wunderschön hier, weitab von dem, was man so leichtfertig Zivilisation nennt.
Und nie wäre es den beiden Jungen in den Sinn gekommen, dieses Paradies zu zerstören. Sie waren keine Eindringlinge hier, nicht einmal Gäste. Sie fügten sich so nahtlos in das idyllische Bild ein, dass es fast schon leer und unvollständig gewirkt hätte ohne sie. Die Unschuld vor dem Sündenfall. Nackt und glücklich im Paradies.
Zwei schlanke Jünglinge, der eine noch zart wie ein Knabe, der andere schon geziert von der ersten Kraft der Jugend. Blond beide, dunkelblond gebleicht von endlosen Stunden in der Sonne, die auch die weiche Haut braungebrannt hatte. Längst hatte sie die vom Baden nassen Körper bereits getrocknet, doch der ein oder andere Wassertropfen hielt sich noch, stur und unwillig, sich von so viel Schönheit zu trennen.
Hugo grinste ein wenig, als er einen solchen Tropfen auf der Brust seines Freundes entdeckte, nur einen Fingerbreit vor seiner Nase. Ohne den Kopf zu heben ließ er seine linke Hand von Dieters Bauch hinauf gleiten, und vorsichtige Fingerspitzen wischten den Tropfen ab. Seine Hand blieb dort ruhen, warm und zärtlich.
Ihre Blicke trafen sich, und Dieter lächelte. Er hatte einen Arm um Hugo gelegt; und die andere, bislang untätig gebliebene Hand fand den Weg in Hugos Haar, das nun in den Ferien etwas länger geworden war als zur Schulzeit. Sanft durchkämmte er die nassen Strähnen.
“Du gefällst mir viel besser so”, sagte er leise, fast schon träumerisch. Seine Stimme war tiefer geworden in den letzten Monaten, aber sie war noch immer unglaublich weich. Viele Jahre würden vergehen, bis Hugo erstmals herausfinden würde, wie hart und kalt diese Stimme klingen konnte. Noch, und noch für seine ganze Jugend, sollte dies die Stimme von Freundschaft, Vertrautheit, Zärtlichkeit bleiben.
"Mein Vater würde mir einen Vortrag halten, wenn er mich so sehen könnte”, erwiderte Hugo, und sein Lächeln verblasste, wie immer, wenn er an seinen Vater dachte. Streng, unerbittlich, voller Liebe für seinen ältesten Sohn, und voller Verachtung und Desinteresse für den jüngeren, Hugo.
“Denk nicht an ihn.” Dieter umarmte ihn etwas fester, und Hugo schmiegte sein Gesicht an die Brust seines Freundes. “Er ist nicht hier. Niemand ist hier außer uns beiden. Für diesen Sommer gehörst du ganz mir.”
“Nicht nur für diesen Sommer, sondern für jeden.” Hugo flüsterte die Worte nur, als spürte sein unschuldiger Geist schon, dass etwas Verbotenes an ihnen war.
“Du weißt doch, wie sehr ich dich lieb habe, oder?” Dieter sah ihn an aus seinen ernsten, hellen Augen. Manchmal schauderte es Hugo, wenn er in diese Augen sah, wie in einer Vorahnung der Abgründe, in die dieser ernsthafte, kluge, fleißige Junge noch stürzen würde. Oder vielleicht ließen nur die Erinnerungen den erwachsenen Mann schaudern, wenn er daran zurückdachte, wie unschuldig Dieter einst aussah.
“Ich dich doch auch”, erwiderte der junge Hugo nur sorglos, und er hob die Hand, um über Dieters Wange zu streicheln. “Wir bleiben doch Freunde, auch wenn wir später mit der Schule fertig sind, nicht wahr?”
“Natürlich.” Dieter sah fast enttäuscht aus, dass Hugo jemals daran zweifeln könnte. “Du bist doch mein bester Freund. Und man hat in seinem Leben nur einen besten Freund. So was verändert sich nicht, niemals.”
Hugo drehte sich ein wenig in Dieters Armen und schmiegte sich näher an ihn, bis sie eng verschlungen waren, ihre Gesichter ganz nah beieinander. Und wie sie es oft taten, wenn sie so alleine waren, küssten sie sich. Ein zarter, keuscher Kuss; Lippen, die einander liebkosten, scheu und gleichzeitig liebevoll.
Beide ahnten kaum, dass ihr Kuss mehr war als nur ein Ausdruck ihrer Freundschaft, ihrer Vertrautheit. Selbst wenn sie sich etwas mehr aneinander rieben, die Wangen sich rötend und leise schnaufend, so dachten sie sich nichts dabei. Sie spürten, dass dies etwas Geheimes war, etwas, das niemand außer ihnen sehen durfte, doch sie hielten es nicht für verwerflich. Sie waren doch nichts als zwei Freunde, zwei beste Freunde, die sich mehr liebten als alles andere auf der Welt. Zwei Freunde, die einander niemals verlassen würden.
Zehn Jahre später trieb es Hugo Stiglitz fast die Tränen in die Augen, wenn er daran dachte, wie naiv sie doch gewesen waren, ahnungslose Kinder, die nur zu gerne vergaßen, dass das Leben nicht immer eine grüne Wiese im Hochsommer war, auf der zwei Jungen liegen und sich lieben konnten. Denn wenn man sie aus dem Paradies zurück in die irdische Welt zerrte, wurden zwei Freunde nur allzu bald auseinander gerissen.
Eine raue Stimme weckte den Soldaten aus seinen Träumereien.
“Aufstehen, Unterfeldwebel, Sie haben Besuch!”
Blinder Gehorsam war das erste, was ein deutscher Soldat lernte, und Hugo war auf den Beinen ohne auch nur darüber nachzudenken. Stand stramm in seiner trostlosen, düsteren, wenn auch sauberen Zelle, das Gesicht ausdruckslos, die Augen ein wenig traurig, dass er das Paradies seiner Erinnerungen schon wieder hatte verlassen müssen.
Die Tür wurde aufgeschlossen, und die Wache trat augenblicklich beiseite, um den Besucher einzulassen. Hugos Haltung verkrampfte sich noch ein wenig mehr, als nicht etwa einer seiner Vorgesetzten eintrat, sondern ein SS-Offizier. Hugo salutierte zügig, mit einem schnellen Blick auf das Rangabzeichen.
“Untersturmführer.”
“Stehen Sie bequem.” Die Stimme war nicht unfreundlich, aber kühl und ausdruckslos. Ein Offizier, der mit einem Untergebenen sprach, nicht mehr, nicht weniger. Nicht weiter bemerkenswert, wäre es nicht die Stimme aus Hugos Träumen gewesen.
Und erst jetzt erkannte er das blasse Gesicht zwischen Dienstmütze und schwarzer Uniform, lächelnd auf einmal, die blauen Augen blitzend. Vor ihm stand sein Kindheitsfreund Dieter, der ernste Musterschüler, klug und oft ein wenig hinterlistig, mit einer frühen Menschenkenntnis, die seine Lehrer schon verwirrt hatte.
So eindrucksvoll sah er aus in seiner Uniform, dass selbst Hugo ihn kaum erkannt hatte. Und nichtsdestotrotz lächelte SS-Untersturmführer Hellstrom nun ebenso offen und munter wie der junge Student, den Hugo zum letzten Mal vor fünf Jahren gesehen hatte, als Dieter an die Universität gegangen war, um Jura zu studieren, und sie sich trennen mussten.
“Ach, Hugo”, sagte er und schüttelte den Kopf. Schmunzelnd ging er auf ihn zu. “Kaum lässt man dich aus den Augen, gerätst du schon in Schwierigkeiten.”
Die spielerischen Worte rissen Hugo aus seiner schockgleichen Benommenheit, und er lachte endlich. Wie passend, dass ausgerechnet Dieter ihn hier rausholen sollte; Dieter, der schon in der Schule immer zu ihm gestanden hatte, wenn Hugo Ärger mit den Lehrern bekam.
Selbst nach so vielen Jahren sprach ein einziger Blick schon Bände zwischen ihnen, und sie umarmten sich. Für ein paar Sekunden standen sie eng einander gedrückt da, Wangen aneinander geschmiegt, den Duft des anderen einatmend, und in diesen Momenten kehrten alle Erinnerungen mit voller Kraft zurück, jedes noch so kleine Detail ihrer gemeinsamen Zeit. Hugo fühlte sich, als sei er nach langen Jahren in der Wildnis heimgekommen.
Ein Blick in Dieters Augen, als sie sich voneinander lösten, genügte um zu wissen, dass sein Freund dasselbe dachte und fühlte. Ein Blick in seine Augen genügte auch um zu wissen, dass die Gedanken des Mannes vor ihm viel von ihrer damaligen Unschuld verloren hatten.
“Ich habe ein gutes Wort bei deinem Vorgesetzten eingelegt, damit du mit einer Verwarnung davonkommst”, sagte Dieter plötzlich, und er trat verlegen ein paar Schritte zurück. Ein Hauch von Rot überzog seine blassen Wangen. “Wir haben so viel zu bereden nach all den Jahren. Ich hab dich vermisst. Komm, lass uns heimgehen. Du bist mein Gast heute Abend.”
Hugos Augen glänzten freudig und voll bewundernder Liebe, als Dieter einen Arm um seine Schultern legte und ihn aus der Zelle führte. Erneut stiegen ihm beinahe Tränen in die Augen, doch diesmal war es Freude, die ihn so sehr bewegte. Es war, als hätte er einen Blick ins Paradies erhascht, und Dieters Lächeln war wie ihn Versprechen, ihn dorthin zurückzubringen.
Und wieder vergaßen zwei ahnungslose Seelen, die sich noch immer liebten, dass die Welt, die sie erwartete, keine grüne Wiese im Hochsommer war.
Noch ein paar Anmerkungen: Zuerst möchte ich mich für die englischen Anführungszeichen entschuldigen; ich konnte irgendwie mein Word nicht davon überzeugen, mir deutsche zu machen.
Unser lieber Dieter ist zu diesem Zeitpunkt noch Untersturmführer (~Leutnant). Was die SS-Uniform angeht … ich hab ein wenig recherchiert, und so wie ich das verstanden habe (und ich bin wirklich kein Experte bei Naziuniformen), hatte die Gestapo als GEHEIME Polizei gar keine eigenen Uniformen, sondern arbeitete meist in zivil. Allerdings waren die meisten Gestapo-Offiziere auch Mitglieder anderer Organisation, vor allem der SS. Die Uniform, die Hellstrom im Film trägt, sieht für mich eindeutig nach SS aus. Daher war meine Theorie, dass er auch Mitglied der SS ist und eben eine SS-Uniform trägt, wenn er eine Uniform für angemessener hält als Zivilkleidung. Da Hugo ja noch nicht weiß, dass Dieter bei der Gestapo ist, wäre sein erster Gedanke, wenn er Dieter in der Uniform sieht, ihn für einen gewöhnlichen SS-Untersturmführer zu halten.
Falls irgendjemand sich damit auskennt und mir mitteilen möchte, dass das alles völliger Schwachsinn ist - bitte, ich wäre froh um jede Korrektur. Auch wenn ich mir denke, dass man bei einer Fandom wie Inglourious Basterds die historische Exaktheit wirklich nicht zu ernst nehmen muss. Dennoch sind jegliche Hinweise willkommen.
Der Titel ist schamlos gestohlen von einem Autoren, den ich maßlos bewundere, und dessen Roman “Unterm Rad” diese Szene und eigentlich die ganze Idee der Kindheitsfreundschaft inspiriert hat. Das Zitat selbst stammt jedoch aus einem anderen seiner Bücher: "Es ist nicht unsere Aufgabe, einander näherzukommen. Unser Ziel ist nicht, ineinander überzugehen, sondern einander zu erkennen und einer im andern das sehen und ehren zu lernen, was er ist: des andern Gegenstück und Ergänzung." - Hermann Hesse, Narziß und Goldmund